Eine orientalische Ribollita für Bauch und Seele…(Nov 14, 2014)

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Heute möchte ich Euch kulinarisch die Sonne ins Haus zaubern. Denn wer Nebel- und Kälte geplagt ist, braucht etwas Gutes zum Essen. Die Idee dazu hatte ich, als mir mein Arbeitskollege und passionierter Koch Signore M. letzthin ein Mittagessen ins Büro gebracht hatte. Ich war an diesem Tag müde und niedergeschlagen und habe nur noch gefroren. Der Signore M. hat mir ein wirklich scharfes Chilli serviert, das mir den ganzen Nachmittag
herrlich den Bauch gewärmt hat und schon ging es mir wieder gut.


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In der Toskana wird im Winter oft Ribollita gekocht. Das ist eine dicke, reichhaltige Suppe. Also eher ein Mus und gibt einem ebenfalls für Stunden ein gutes, warmes Gefühl im Bauch. Ribollita heisst die Wiedergekochte. Früher wurde sie im Kessel auf dem Feuer gemacht. Alleine wenn ich das Wort Ribollita höre, stelle ich mir eine grosse Landhausküche vor. Draussen hängt der Nebel über den Feldern und drinnen der grosse Topf über dem Feuer.
Und dann holt die Mama oder die Nonna den Kessel vom Feuer und die ganze Familie versammelt sich an einem grossen Holztisch zum Ribollita-Essen und es wird gelacht, diskutiert und es ist gemütlich.
Weil mir aber am Essen von meinem Kollegen Signore M. die Schärfe so besonders gut gefallen hat, habe ich beschlossen meine Ribollita zu modifizieren und daraus etwas Exotisches zu machen. Keine Angst, ich werde Euch dann auch mal noch ein Rezept für eine klassische Ribollita mit Bohnen und Kraut verraten.
Hier nun also das Rezept für die orientalische Ribollita.
Zutaten:
300 Gramm Kürbis, zwei mehlig kochende Kartoffeln, eine Frühlingszwiebel, 2 Karotten, 3 grosse, fleischige Tomaten, 2 Dezilliter Bouillon, Curry- und Chillipulver oder eine Chillischote, Pfeffer, 300 Gramm altes Brot, 100 Gramm geriebener Käse und Wasser zum Ablöschen.
Zuerst wird alles Gemüse klein geschnitten, im Olivenöl angedünstet und mit der Bouillon abgelöscht. Das Ganze mindestens eine Stunde lang kochen lassen, bis das Gemüse richtig zerfallen ist. Dann wird in einem zweiten Schritt das Brot klein geschnitten, kurz in Wasser aufgeweicht und unter das Gemüse gerührt. Das Ganze sollte nun bereits eine musartige Konsistenz haben. Nun die Suppe kräftig würzen, damit sie schön scharf wird. Ideal ist es, wenn man sie jetzt ein paar Stunden ziehen lässt, dann nochmal aufkocht und kurz vor dem Servieren noch den Käse darunter zieht. Und schon habt ihr das perfekte, wärmende Essen. Optional könnt Ihr dem Gemüse auch noch etwas weisse Bohnen beigeben. Da der Signore die nicht so gerne mag, verwende ich sie dann erst beim Rezept für die „richtige“-toskanische-Ribollita und nicht für die orientalische Version.
Ihr könnt die Ribollita übrigens auch prima vorkochen und einfrieren.
Übrigens, im Berner Oberland gibt es etwas Ähnliches, die Wallis-Suppe. Sie basiert ebenfalls auf gekochtem Brot und Käse mit gedünsteten Zwiebeln. Dieses Rezept muss ich Euch auch noch aufschreiben und auch das für das Erbsmus von meinem Papa. Das ist auch Traum. Ich habe also noch viel zu tun und keine Zeit für Herbstblues;)

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Ich glaube, dass der Herbst uns Menschen halt oft auch die Vergänglichkeit vor Augen führt und deshalb mit einer gewissen Melancholie verbunden ist. Ich persönlich mag ihn aber trotzdem sehr. Denn wo Dinge vergehen, wird auch wieder Neues geboren.
Besonders im letzten Jahr, in dem der Signore und ich ein unstetes Leben führten, wurde mir daher ein Gedicht von Herrmann Hesse immer wichtiger. Hesse war immer mal wieder bei meinen Urgrosseltern am Thunersee zu Besuch und daher sind mir seine Werke seit frühester Kindheit vertraut. Weil er eben einer der vielen Gäste im uralten Haus meiner Familie war. Ich mag nicht alles, was Hesse geschrieben hat. Doch dieses eine Gedicht „Stufen“ berührt mich immer wieder aufs Neue und macht mir Mut:


Stufen von Herrmann
Hesse
Wie jede Blüte welkt
und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
 
Wir
sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

 
Es
wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!


Freuen wir uns also am Herbst und am langsamen Abschied vom alten Jahr. Denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne… Oder wie heisst es so schön? Und solltet Ihr doch lieber etwas gemütlich verweilen wollen, kocht Euch eine Ribollita und lasst Euch die Seele und den Bauch wärmen;)

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Ich wünsche Euch allen ein wundervolles Wochenende!
Herzlichst, Eure Signora Pinella