In Talamone auf den Spuren von 007… (Mai 19, 2014)

Brise um die Nase wehen lassen.
Italien Alkoholismus kein Problem sei. Das liegt wohl immer im Auge des Betrachters… Es bringt auch nichts, wenn man nach Prosecco und Wein und Limoncello und Grappa sagt, dass man einfach nicht mehr mag. Wer den Wein verschmäht gehört zum Pöbel und ist unhöflich. Leider haben der Signore und ich immer die doofe Vorstellung, dass es für die interkulturelle Kommunikation wichtig sei, kulinarisch mit dem Gastland mitzuhalten (darum essen wir auch immer wieder Lampredotto – das ist gebratener Darm). Dazu kommt, dass wir nie in der Lage sein werden, mit den trinkfesten Italienern mitzuhalten. Im Endeffekt ist es die Mischung aus zu viel und zu schwerem Essen und zu viel Alkohol, die uns nach diesen Einladungen jeweils einen Tag lang leiden lässt… Jedenfalls brauchten wir Meer, frische Luft und Ruhe.



Doch das alles war nicht der Grund, warum Signore Pinella unbedingt nach Talamone fahren wollte. Talamone ist für den Signore eine Traumdestination, weil ein Teil des James Bond Films „Quantum of Solace“ dort gedreht wurde. Alles was mit James Bond zu tun hat, ist für den Signore interessant und muss bestaunt werden… Hier der Link zum Filmausschnitt. Interessant ist übrigens auch, dass die leichtbekleidete Dame in dieser Szene Gemma heisst – wir erinnern uns, so hiess auch die Frau von Dante. Und nebst Eleonora (wegen Eleonora di Medici), Beatrice und vielleicht noch Rita (wegen der heiligen Rita), ist Gemma einer der häufigsten Frauennamen in der Toskana. Da hat Regisseur Marc Forster (übrigens auch ein Schweizer) gut recherchiert.


Jedenfalls hat sich die Fahrt nach Talamone mehr als gelohnt. Der Ort ist zauberhaft. Das Meer bricht schäumend über die dunklen, steil abfallenden Vulkanfelsen hinein, es duftet verführerisch nach Blüten, welche überall in üppiger Pracht wachsen und das Städtchen selbst besticht, unter der Herrschaft der mächtigen Bürg, mit pittoreskem Charme. Danke lieber Signore, dass du mit mir dorthin gefahren bist!


Ich hatte übrigens an diesem Tag zum ersten Mal die Gelegenheit meinen neuerworbenen Blazer zu tragen. Endlich habe ich in der Warenhauskette Coin ein richtig italienisches Kleidungsstück gefunden, das mir weder an den Armen zu kurz, noch zu eng ist. Auch die Verkäuferin war sehr höflich.
Denn normalerweise läuft bei mir der Kleiderkauf in Italien so: Ich komme in das Geschäft, sehe ein Kleidungsstück, das ich gerne hätte und dann rauscht eine völlig überschminkte, todschicke Verkäuferin auf mich zu. „Sie wollen dieses Kleidungsstück“, fragen die Damen dann jeweils überrascht. Grösse S sei aber viel zu klein für mich. Und dann mustern mich die Damen jeweils leicht abschätzend von oben bis unten, gehen einen Schritt zurück, ziehen die Augenbrauen hoch und erklären dann: „Sie brauchen mit Sicherheit Grösse M oder noch besser L.“ Einfach nur deprimierend und auch nicht besonders gut fürs Geschäft. Und was kann ich dafür, dass ich mit meinen stolzen 175 Zentimetern die meisten Italienerinnen um fast einen Kopf überrage. Jedenfalls hat mich mein Blazer nun wieder mit der vielgerühmten italienischen Mode versöhnt.


Liebe Leserinnen und Leser, macht beim nächsten Toskana-Besuch einen Abstecher nach Talamone. Es lohnt sich (auch wenn man ausgeschlafen und top in Form ist;)!